IMPULSE

von Matthias Hoffmann | 27.07.2021

Das Staunen neu lernen

Kann man sich wohlmöglich an die Wunder des Lebens gewöhnen?

Können wir Menschen tatsächlich vergessen, wie geheimnisvoll und wunderschön die Glücksmomente des Alltags ihren Weg zu unseren Herzen finden?

Wie lernen wir nur neu das Staunen?

Kindliches Erstaunen. Dieses Dastehen mit weit geöffneten Augen und offenem Mund; völlig fasziniert und gebannt über all dem Wundervollen und Wundersamen, das sich da vor uns auftut. Verloren in überwältigenden Gefühlswelten, ohne Bodenhaftung in Zeit und Raum.

Kannst Du Dich noch erinnern, wie Du zum ersten Mal entdeckt hast, dass aus einer Raupe ein Schmetterling werden kann? Wie aus einer kleinen Kaulquappe ein Frosch hervorkommt? Wie aus einem Ei ein Küken schlüpft?

Ja! Wie sogar ein neues Leben im Bauch einer Mutter heranwächst?

Erinnerst Du Dich noch an die ersten bewussten Wahrnehmungen der Jahreszeiten: wie im Frühling alles Leben aufzuwachen scheint. Kahle Bäume werden grün angemalt. Ein Meer von bunter Blumenpracht entfaltet sich vor unseren Augen. Knospen platzen auf und bringen Blütenzauber hervor. Herrliche Düfte überströmen die Lüfte. Die ganze Schöpfung scheint aufzuatmen. Geradezu ins Leben hinein zu explodieren.

Und dann kommt der Sommer. Mit Sonnenschein, Wolkentanz, Regenbogen und schier überfließender Vielfalt an Farben, Formen, Vogelgesang und Summen der Bienen.

Hast Du Dich auch schon mal gefragt, wie das geht? Wie können solch dicke Hummeln mit solch kurzen Flügelchen nur fliegen? Wie funktioniert das alles?

Wir stehen vor der atemberaubenden Kulisse majestätischer Berge. Wir schwimmen in einem erfrischenden See. Unsere Füße waten durch die Wellen, die an einem sandigen langen Strand des Meeres sanft heranrollen. Wir blicken auf den endlos weiten Horizont. Der große Feuerball der Sonne färbt sich in schönsten Rottönen und scheint im Meer einzutauchen.

Und eh wir uns versehen, ist schon wieder Herbst. Zeit für Frucht und Ernte. Goldene Weizenfelder werden eingeholt. Die Lese in den Weinbergen beginnt. Wälder färben sich bunt. Jetzt ist die Zeit der Stürme und der langen Nächte.

Im Winter scheint dann alles zu Ende zu sein. Regen und Kälte, kahlgefegte Bäume, braune leere Felder, nicht enden-wollende dunkle Tage. Der Eindruck entsteht: alles sei irgendwie vergänglich und endgültig.

Bis dann der Schnee kommt. Dieses Wunder in Weiß. Eine weiße Decke legt sich still, lautlos und sanft über die ganze Schöpfung. Die Welt scheint wie verzaubert. Es erinnert ein bisschen an Hochzeit; an das weiße Kleid der Braut.

Bis dann wieder alles von vorne beginnt. Unermüdlich, immer wieder frisch und neu. Die Tage, die Monate, die Jahre. Der perfekte Rhythmus des Lebens. Und wir mittendrin dabei. Solange wir denken können. Solange wir da sind. Aber auch schon ewig lange vor uns und ganz gewiss auch dann noch, wenn wir nicht mehr hier verweilen.

Ich will uns erinnern an all die Situationen unseres kleinen Lebens, wo wir denken könnten, das sei rein zufällig gewesen. Jene wundervollen Führungen und Fügungen. Jene ungeahnten, unerwarteten Wendungen und Möglichkeiten, die sich auf einmal, wie aus dem Nichts, vor uns auftun. Da sind plötzlich Wege, Auswege, wo vorher noch keine waren. Da schließt sich schmerzhaft eine Tür der Erwartung direkt vor unserer Nase und justament kurz darauf, öffnet sich vor uns eine neue, andere Tür der Gelegenheit.

Der eine sagt dann: „Schwein gehabt!“

Wir aber bekennen: „Gott gehabt! Das war kein bloßer Zufall, sondern Gott-Fall. Ein Zufallen Gottes. Unser Vater im Himmel hat es uns hinzu-fallen lassen!“

Wir brauchen neue Augen dafür, um diese Einsicht selber zu erfahren und zu erkennen.

Erneuerte Augen des Herzens, um besser sehen zu können.

Die ganze Welt steckt voller Wunder Gottes. Überall sind die Spuren Seiner großen Liebe, Seiner genialen Allmacht und Seiner faszinierenden Schönheit zu entdecken.

Nichts, aber auch rein gar nichts, ist zufällig, banal oder unwichtig.

Für den, der neu Vertrauen und Staunen lernt, für denjenigen ergibt alles einen Sinn. Früher oder später. Alles ist ein Teil von einem viel größeren Ganzen. Das ganze Leben, das ganze Universum, auch meine kleine Biographie.

Alles, absolut alles, ist eingebettet in die vollkommene Symphonie des Lebens.

Unser Komponist, unser Schöpfer und Master-Designer, weiß genau, was ER da tut.

Wir können IHM voll vertrauen! Wir sollten IHM vertrauen!

Und dabei neu das Staunen lernen.

Mit Staunen beginnt jede Form der Anbetung und des Lobpreis.

Bevor wir neue Worte, Lieder und Ausdrucksformen finden, um Gott zu preisen, dürfen wir erst einmal sprachlos werden. Darf es uns den Atem verschlagen.

Wir bleiben stehen und verharren. Wir begreifen mit unseren Herzen und ertasten mit unseren Händen. Wir fühlen mit unserem Herzen und spüren ihm nach.

Augenweide und Ohrenschmaus, Festgelage für unser Innen-erlebnis.

Staunen passt sehr gut zu Kindern. Zu uns Kindern des Allerhöchsten.

Staunen ist unsere Lieblings-Beschäftigung.

So wünsche ich allen einen Sommer mit vielen Wow-Momenten, in denen wir neu das Staunen über Abbas Größe und Liebe lernen!

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