Fragen und Antworten

Immer wieder fragen Menschen nach bzw. sind besorgt darüber, ob manche Lehrbetonungen oder Praktiken innerhalb der Vaterherzbewegung nicht zu einseitig sind. Um hier Stellung zu beziehen, haben wir als Leitungsteam des Netzwerkes „Töchter und Söhne-Treffen“ einige Thesen formuliert, die auf die wichtigsten Anfragen eingehen. Uns ist bewusst, dass es in unserem Land verschiedene, voneinander unabhängige Strömungen innerhalb der Vaterherzbewegung gibt. Wir repräsentieren nur einen Ausschnitt daraus.

1. Der Aspekt, dass Gott ein liebender Vater ist,

wurde in der Theologie, in der exegetischen Literatur und folglich auch in christlichen Leben meist nur stiefmütterlich behandelt.

Die Betonung des Vaters innerhalb der Dreieinigkeit Gottes steht für uns nicht in Konkurrenz zu der zentralen Bedeutung Jesu. Das Erlösungswerk Christi am Kreuz, seine Gnade und Vergebung, ist die Grundlage wahren christlichen Glaubens. Jesus hat uns den Weg zum Vater geöffnet (Joh. 14,6). In Jesus hat Gott uns sein Vaterherz in vollkommener Weise geoffenbart.

Gleichzeitig haben wir allergrößte Wertschätzung für die Person des Hl. Geistes. Wir wünschen uns noch viel mehr von seinem Wirken in unserer Mitte und in unserem persönlichen Leben.

2. Wir glauben, dass Gott uns zuerst beschenken möchte,

bevor wir ihm dienen. ER führt uns zuerst in den Frieden mit sich selbst und in die Ruhe, bevor wir aktiv werden. IHM ist die Beziehung zu uns wichtiger als unser Tun.

Die Betonung des Empfangens und Zur-Ruhe-Kommens (auch „Soaking“ genannt) heißt nicht, dass wir passiv sind und immer nur „in der Hängematte“ liegen oder auf dem „Schoß des Vaters kuscheln“. Alles hat seine Zeit! Vielmehr wollen wir unser Leben an Jesu Vorbild ausrichten. Sein Lebensstil verkörperte die perfekte Balance von Ruhen und Dienen, Hören und Reden, Empfangen und Geben (z.B. Joh. 5,19.20).

3. Jesus hat uns ein völlig neues Verhältnis der Kindschaft zu Gott eröffnet („Abba“-Vater, Gal. 4,6).

Die Betonung des Kindseins und der Kindlichkeit vor Gott heißt nicht, dass wir Unmündige bleiben. Wir wollen das Kindliche des Herzens fördern und bewahren und gleichzeitig mündig und reif im Glauben werden. Gottes Ziel mit uns ist, dass wir kindlich, nicht kindisch, sind.

Nach 1. Joh. 2,12-14 erkennen wir, dass wir in der Beziehung zum Vater immer Kind bleiben, dagegen in der Stellung gegenüber dem Feind stark werden sollen, um diesen zu überwinden und in der Verantwortung für andere Menschen heranreifen dürfen zu Vätern und Müttern in Christus.

4. Durch Jesus sind wir vollkommen gerecht.

Für Kinder Gottes gibt es keine Verdammnis mehr (Röm. 8,1). Die Betonung der bedingungslosen Annahme und Liebe des Vaters heißt nicht, dass wir Sünde verharmlosen – siehe Röm. 6,1 ff. (i.S. von: „Du kannst jetzt fröhlich drauf los sündigen, du bist und bleibst immer gleich angenommen und geliebt“). Sünde ist Gift und zerstört unser Leben.

Sünde ist aber nicht zuerst moralisches Fehlverhalten und Versagen. Sünde ist dem Wesen nach Beziehungsstörung, Vertrauensbruch, Distanzierung und Absicherung Gott gegenüber. Die wörtliche Bedeutung von Sünde ist „Zielverfehlung“. Folglich ist auch das primäre Ziel der Kinder Gottes ein Leben der wiederhergestellten Beziehung, der Nähe und Intimität mit Gott. Je mehr wir allerdings von der Liebe Gottes und Gnade gesättigt sind, umso weniger anfällig sind wir für sündhafte Verführungen und moralisches Fehlverhalten.

5. Die Betonung der Freiheit der Kinder Gottes heißt nicht,

dass es keine biblischen Maßstäbe und Orientierungspunkte mehr gibt und jeder tun und lassen kann, was er will. Freiheit entsteht aus der inneren Bindung zu Jesus und zum Vater.

Wir sind befreit von Gesetz, Gesetzlichkeit und sklavischer Pflichterfüllung zu einem Lebensstil des Vertrauens und der Herzensbeziehung zu Gott (Röm. 8,15). Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes (Röm. 13,8-10). Das Gesetz bleibt – aber nur, um das Wesen der Sünde zu erkennen (Röm. 3,20) und als Maßstab für die „Gesetzlosen“ (siehe 1. Tim. 1,8ff).

Die Freiheit der Kindschaft bewährt sich auch und wächst im Miteinander der Gemeinde als Familie Gottes. Durch Zuordnung und Einordnung entfaltet sich die Liebesfähigkeit des Einzelnen und schwindet sein ungutes, egoistisches Streben (s. z.B. Gal. 5,13).

6. Die Betonung der Liebe Gottes heißt nicht,

dass es nicht Gottes Zorn, Rache und Gericht gibt. Dabei ist Gottes Zorn nicht das Gegenteil von seiner Liebe, sondern eine Ausdrucksform seiner Liebe.

Alle Menschen, die lieben, werden manchmal zornig – z.B. wenn sie erleben, wie der geliebte Mensch von anderen zugrunde gerichtet wird (oder sich selbst zugrunde richtet). Gottes Zorn und Rache richten sich an den Teufel, an seine Widersacher und ihr zerstörerisches Werk. Als seine geliebten Kinder sind wir nicht „Gegenstand“, sondern „Nutznießer“ seines Zorns (siehe z.B. Jes. 35, 4ff.).

Im Gericht stellt Gott eine ewige Gerechtigkeit für alle Menschen her.

7. Die Betonung der heilenden, tröstenden, fürsorglichen und schützenden Vaterliebe Gottes heißt nicht,

dass wir generell vor Problemen, Konflikten, Krisen und Anfechtungen oder vor schweren Verletzungen und Enttäuschungen bewahrt werden. Manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall: Er lässt diese Dinge zu, damit wir nicht auf falsche Sicherheiten bauen und uns unabhängig von ihm machen. Mehr als alles andere geht es ihm um unser Herz und um eine Herzensbeziehung zu ihm (Spr. 4,23).