Angefangen hat eigentlich alles vor 4 Jahren auf einem Regional-TST. An dem Nachmittag bekam ich in einem Abstand von ca. einer halben Stunde von 3 Personen eine Feder gereicht: sie hätten den Eindruck, die wäre für mich und die Botschaft war „Leichtigkeit“. Ok, das hatte ich dann verstanden. In der Folgezeit beschäftigte mich das Thema weiter, ich druckte ein Bild mit Federn und dem Schriftzug Leichtigkeit und ich kaufte ein Federn-Bild „Enjoy the litte things“.
Aber erst im Folgejahr entstand so etwas wie eine Sprache vom Vater. Ich sehe immer mal wieder Federn. Aber Feder ist nicht gleich Feder. Wenn sie eine Botschaft ist, triggert es mich sofort und ich weiß direkt die Bedeutung.
Die häufigste Botschaft heißt „ICH bin da.“ Jedes Mal zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht und ich freue mich, bedanke mich oder fange an zu beten. Meistens finde ich Federn draußen, aber auch an verrückten Orten: im Fensterrahmen des Küchenfensters, das ich zum Lüften öffne; mitten auf dem Wohnzimmerteppich oder ordentlich parallel zur Seitenkante der Schmutzfangmatte im Vorflur.
Eine typische Garten-Situation sah so aus:
Ich habe gar nicht so viel gemacht und bin trotzdem am frühen Nachmittag ziemlich müde. Die To do Liste ist noch lang und ruft. Mit schlechtem Gewissen mache ich mir erst mal einen Kaffee und setzte mich auf die Terrasse zur Mittagspause. Auf dem Gartentisch steht ein Töpfchen mit einer Mini-Petunie und zwischen den Blättern steckt eine kleine weiße Feder.
Ungläubig starre ich darauf. Und schon redet es in meinem Kopf: „Du darfst dich ausruhen. Es muss am Ende des Tages nicht alles abgearbeitet sein. Teile dir deine Kräfte gut ein. Und jetzt genieße erst einmal die Sonne.“
Die spontane Wanderung im Hunsrück findet nicht so richtig ihren Anfang. Erst suche ich vergeblich den Wanderparkplatz und parke mit dem Auto wildbewegt am Wegesrand. Dann finde ich den Einstieg in den Weg nicht. Wo sind denn die ersten Wanderschilder? Das sehe ich am Boden neben dem Auto eine Feder liegen. Ich weiß es sofort: sie zeigt mir den Weg. Also gehe ich in die Richtung, in die die Spitze der Feder zeigt. Und tatsächlich, kurze Zeit später habe ich den Weg gefunden.
Im Garten finde ich immer wieder besondere Hinweise.
Die Feder senkrecht im Busch aufgespießt, fast wie eine Handfläche, die mir entgegengehalten wird: „Heute ist Sonntag, du brauchst/sollst keine Gartenarbeit machen. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Die Feder, die im Gießring der Sonnenblume liegt: „Die hier habe ich für dich wachsen lassen, dir zur Freude.“
Die Feder, die aufgespießt in der Fuge der Terrassensteine steckt und vom Wind hin und her geweht wird, wie eine winkende Hand: „Du hast schon länger nicht mehr Stille Zeit gemacht. Ich warte auf dich, komm zu mir.“
Bewegend war für mich der Fund auf dem Friedhof.
Auf dem Weg zum Grab von Peter diskutiere ich mit dem Vater, halb wütend, halb traurig. Da liegt die erste Feder am Weg. „Ja, habe ich gesehen. Du brauchst mir gar nicht mit einer Feder kommen. Und überhaupt, die finde ich andauernd. Ich brauche keine mehr. Wenn das jetzt was zu bedeuten hat, dann musst du schon ein bisschen mehr auffahren.“
Der Weg führt mit weitem Schwung zum nächsten Friedhofsabschnitt und ist für mich nicht vollständig einsehbar. Ich gehe weiter und alle 2 Meter liegt die nächste Feder am Boden – große Federn. Es werden immer mehr, Große und Kleine liegen am Weg, überall auf der Wiese, auf der Ablagestelle für Kerzen und Gestecke und schließlich auch am Grabstein. In Tränen aufgelöst stehe ich da und fasse es nicht.
Der Vater redet zu mir: „Es ist alles gut. Ich bin in Kontrolle. Es musste alles so kommen. Und ich verspreche dir, ich sorge für dich.“
Auf dem Rückweg habe ich fünf große Federn aufgehoben (für jedes Familienmitglied eine) und in den Blumentopf vor meiner Haustür gesteckt. Für mich war es wie ein Altar, ein Erinnerungs-Mahnmal.
Mechthild